Das Yōkai Museum in Okobe beschäftigt sich mit japanischen Geistern und Monstern.

kappa, tanuki, tengu – drei japanische Monster, die du kennen solltest

Ein Schildkrötenwesen, das gern Gurken isst, neunschwänzige Füchse, Marderhunde mit riesigen Hoden und dreckige Füße, die fordern, gewaschen zu werden. Die japanische Folklore kennt eine Vielzahl an kuriosen Monstern und Erscheinungen. Sie alle werden unter dem Begriff yōkai vereint, dessen Schriftzeichen 妖怪 beide die Bedeutung mysteriös oder merkwürdig in sich tragen. Diese yōkai sind fest im Volksglauben verwurzelt und haben bis heute einen großen Einfluss auf die japanische Populärkultur. Ein paar der bekanntesten yōkai, die dir bei einer Reise nach Japan in unterschiedlicher Form begegnen werden (wenn auf hoffentlich nicht als echte Monster 🤪):

kappa – der Dämon, der Gurkensushi seinen Namen gibt

Wenn du die Kappabashi-dōri-Straße in Tōkyō besuchst, stößt du auf diese goldene Statue eines „kappa“-Flußdämons, welcher der Straße als Maskottchen dient.
Wenn du die Kappabashi-dōri-Straße in Tōkyō besuchst, stößt du auf diese goldene Statue eines „kappa“-Flußdämons, welcher der Straße als Maskottchen dient.

Kappa sind Wasserwesen der japanischen Folklore, die in ihrem Aussehen an eine Mischung aus Schildkröte, Affe und menschliches Kind erinnern. Sie leben angeblich in Flüssen und Seen. Auf dem Kopf tragen sie ein Becken, das mit Wasser gefüllt ist und ihre Quelle der Kraft darstellt. Der Trick, kappa ihre Kraft zu rauben, besteht darin, sich vor ihnen zu verbeugen. Natürlich erwidern sie die Höflichkeit, verschütten dadurch aber das Wasser auf ihrem Kopf und werden so geschwächt.

Generell ist es nicht gefährlich, einem kappa an Land zu begegnen. Dort treiben sie sich nur herum, um Gurken und anderes Gemüse von den Feldern zu klauen. Daher auch der Name kappa maki für mit Gurken gefüllte Sushirollen.

Anders sieht es aus, wenn man einem kappa im Wasser begegnet. Dort sind sie in ihrer vollen Kraft und rauben Tieren wie Menschen einen Teil ihrer Organe. Und tun dies, indem sie diesen in den Anus greifen. Crazy stuff, ich weiß.

Zwischen Ueno und Asakusa in Tōkyō findest du die Kappabashi-dōri, eine Straße, in der jede Menge Spezialgeschäfte rund um alles für die Küche angesiedelt sind. Der Name geht auf ein anderes Wort mit der gleichen Aussprache zurück. Das mythologische Wesen wurde aber schnell zum Maskottchen der Gegend und ziert zahlreiche Läden und Schilder. Wenn du aufmerksam bist, findest du sogar eine Statue zu ehren der gurkenliebenden Strolche.

tanuki – der Marderhund mit magischen Hoden

Alle Features einer typischen Marderhund-Darstellung: Strohhut, Sake-Flasche, Schuldschein und große Testikel.
Alle Features einer typischen Marderhund-Darstellung: Strohhut, Sake-Flasche, Schuldschein und große Testikel.

Diesen yōkai gibt es wirklich, oder zumindest ein reales Vorbild dafür. tanuki ist das japanische Wort für Marderhund, ein Tier, das eng mit Füchsen verwandt und in mehreren asiatischen Ländern verbreitet ist. Marderhunde sind scheue Aasfresser, die wenig in Kontakt mit Menschen kommen.

Ganz anders ihr mythologisches Pendant. Die vielseitige Darstellung dieses Wesens reicht von freundlich und verspielt bis hin zu trickreich und hinterlistig. Sie trinken gern und spielen den Menschen Streiche.

Durch ihre Eigenschaft als Formwandler steht ihnen die Tür zu diversem Schabernack offen. Am kuriosesten sind aber vermutlich ihre ohnehin schon riesigen Hoden, die sie beliebig vergrößern können, um darunter schon mal einen Unhold zu Fall bringen.

In Japan siehst du sie als getöpferte Figuren in jedem Vorgarten. Wie der deutsche Gartenzwerg sind sie ein kulturelles Wahrzeichen Japans. Eine Tradition zum Schmunzeln.

Mehr über tanuki liest du in diesem Artikel von mir.

tengu – was bei uns die Aubergine, ist in Japan seine Nase

Ein riesiger „tengu“-Kopf auf dem Vorplatz des Bahnhofs in Kurama bei Kyōto.
Ein riesiger „tengu“-Kopf auf dem Vorplatz des Bahnhofs in Kurama bei Kyōto.

tengu sind geheimnisvolle Wesen, die in den Bergen Japans leben und halb menschlich, halb vogelähnlich sind. Manchmal siehst du sie mit Schnäbeln, häufiger mit einer roten, langen Nase. 

Sie werden im Volksglauben als Wächter der Berge betrachtet und sind dafür bekannt, sowohl spirituelle Weisheit als auch kriegerische Fähigkeiten zu besitzen. In einigen Geschichten werden sie als kluge Lehrer dargestellt, die Menschen in der Kampfkunst unterrichten, während andere Legenden sie als streng und rachsüchtig darstellen.

In japanischen Chatnachrichten wird das tenguEmoji 👺, das du auch auf deinem Handy findest, jedenfalls gerne mal so verwendet, wie bei uns die Aubergine. Ansonsten begegnet dir das Fabelwesen bei deiner Japanreise oft als Restaurant-Logo oder auch als Werbeträger einer Optiker-Kette.


PS: Einen interessanten Einblick in die Welt der yōkai erhältst du im Yōkai Museum in Okobe, in dem das Titelbild zum heutigen Artikel entstand.

Quellen und weiterführende Links

Wikipedia: Yōkai
Nicole Fujimoto: Yôkai und das Spiel mit Fiktion in der edozeitlichen Bildheftliteratur (PDF)
Robert Jay Gould: Youkai and Kaidan (PDF, engl.)
Wikipedia: Kappa
Wikipedia: Ashiarai Yashiki


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Kategorien Alltägliches

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Ich bin Elisa, Japan ist meine große Liebe und hier erzähle ich davon. Gerade habe ich meine erste Japanliebe-Gruppenreise durch Japan geführt und lebe nun bis Ende des Jahres in Tōkyō. Was für ein Abenteuer!

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